Es gibt einige Dinge, auf die du vor und bei Abschluss einer BU achten solltest. Wir schauen uns nun die wichtigsten an, die für alle gelten und geben dir im Anschluss noch ein paar Hinweise, die speziell für dich als Grenzgänger:in in die Schweiz relevant sind.

Grundsätzlich
gilt für alle:
Lass dir bei der Wahl der BU unabhängig, also durch Honorarberatung, helfen. Die Tarife der Nettopolicen (also wo du keine Provisionen an den oder die Vermittler:in bezahlst) liegen tiefer als die der Provisionstarife. Selbst wenn es nur 15€ im Monat sind, macht das bei einer angenommenen Laufzeit von 30 Jahren einen Unterschied von 5.400€ aus. Eine gute Honorarberatung zur BU kostet dich viel, viel weniger.
Außerdem sind die Versicherer und die Versicherungen im Zweifel am Ende die gleichen. Die Versicherer bieten ihre Tarife in vielen Fällen als Netto- und Bruttotarife an. Und je nachdem, ob du die Versicherung dann mit einer Provisionsberatung oder mit einer Honorarberatung abschließt, zahlst du eben den günstigeren Honorartarif oder den teureren Provisionstarif. Dem stehen natürlich die Beratungskosten gegenüber. Aber wie gesagt: Die Honorarberatung kommt dich wahrscheinlich wesentlich günstiger.
Das Abstruse daran: Meist sind die beliebtesten Anbieter der Provisionsberater:innen auch die der Honoerarberater:innen. Denn die Anbieter, die hohe Provisionen zahlen, werden sehr gerne verkauft. Das sind dann aber auch die Versicherungen, die wegen der hohen Provisionen so günstig im Nettotarif sind.
Dein Berater / deine Beraterin kann und sollte für dich eine anonyme Voranfrage bei den in Frage kommenden Versicherungen stellen. Dabei wird geprüft, ob und zu welchen Konditionen die Versicherung dich mit deinen Angaben aufnehmen oder ablehnen würde. Anonym (dein Name und deine Adresse werden weggelassen) sollte diese Anfrage vor allem deshalb sein, weil im Falle einer Ablehnung (das ist z.B. häufig der Fall, wenn du bestimmte Vorerkrankungen hast oder ein risikoreiches Hobby ausübst) deine Ablehnung ggf. zu einem Eintrag im Hinweis- und Informationssystem der deutschen Versicherungswirtschaft (HIS) führt. Wenn du hier einen solchen Eintrag hast, können andere Versicherer das sehen und dich vielleicht auch ablehnen. Dies sollte vermieden werden. Deshalb ist die anonyme Voranfrage wichtig.
Die Kosten für deine BU hängen von verschiedenen Faktoren ab. Letztlich davon, wie hoch die Versicherung das Risiko einschätzt, dass du berufsunfähig wirst. Daher fragen sie dich vor Vertragsabschluss auch nach deinen Vorerkrankungen, deinem aktuellen Beruf, deinen Hobbys und ob du z.B. Raucher:in bist. Es ist daher ratsam, die BU so früh wie möglich abzuschließen, denn je jünger du bist, desto weniger Vorerkrankungen hast du in der Regel. In jungen Jahren schon zu wissen, wie viel BU-Rente du einmal brauchen wirst, ist aber auch schwierig. Denn du weißt noch nicht, wie sich dein Leben und deine Lebenshaltungskosten entwickeln werden. Und direkt eine hohe Summe zu versichern, kann schwierig werden, denn die monatlichen Beiträge müssen ja schon heute aufgebracht werden. Die Versicherer wissen das natürlich und deshalb gibt es auch hier Möglichkeiten, die BU-Rente unter bestimmten Umständen auch im Nachhinein noch anzupassen. Das Ganze nennt sich "Nachversicherungsgarantie". Sie garantiert dir, dass du zum Beispiel bei einer Heirat, der Geburt eines Kindes oder einer Gehaltserhöhung die Versicherungssumme anpassen lassen kannst. Bei manchen Versicherungen ist dies sogar ohne besonderen Anlass möglich. Lass dir das von deinem Berater / deiner Beraterin genau erklären.
Der Abschluss einer BU sollte von dir gut vorbereitet werden. Denn nur so kannst du verhindern, dass im Fall der Fälle etwas schief geht. Dazu gehört auch, dass du dir von deiner Krankenversicherung eine Übersicht geben lässt,
welche Arztbesuche dort gespeichert sind. Wenn du in der Schweiz gesetzlich krankenversichert bist und einen deutschen Partner hast, frage bei beiden nach.
Zu den dort aufgelisteten Arztbesuchen solltest du dir dann von deinen Ärzt:innen jeweils die Patientenakten zukommen lassen. Lies sie dir genau durch und schaue, welche Diagnosen gestellt wurden. Wenn dir etwas unklar ist oder etwas nicht stimmt, dann frage in den Praxen nach oder bitte um Korrektur. Denn Ungereimtheiten können im Zweifelsfall dazu führen, dass deine BU teurer wird oder du sogar von der Versicherung abgelehnt wirst bzw. im Falle einer BU die Versicherung die Zahlung verweigert.
Die Höhe deiner BU-Rente bestimmst du selbst. Deine Möglichkeiten richten sich nach deinem aktuellen Gehalt. Und daran solltest du dich auch orientieren. Überlege genau: Was brauche ich zum Leben? Dann addiere dazu, was du im BU-Fall weiter für deine Altersvorsorge zurücklegen willst, was du an Krankenversicherungskosten etc. hast. Setze die BU-Rente also nicht zu niedrig an. Vor allem die Beiträge zur
Altersvorsorge solltest du nicht außer Acht lassen. Denn wenn du nicht mehr oder weniger arbeiten kannst, zahlst du auch weniger oder nichts mehr in die 1. und 2. Säule der Altersvorsorge ein.
Wenn du deine BU-Rente relativ hoch ansetzt, kann es unter Umständen sein, dass die Versicherung zuerst noch einmal deinen aktuellen Gesundheitszustand überprüfen möchte. Das ist oft bei einer BU-Rente ab 2.500 Euro der Fall. Die Versicherung beauftragt dann jemanden, der dich untersucht.
Bei der Berufsunfähigkeitsversicherung kann eine Beitragsdynamik vereinbart werden. Die Versicherung unterscheidet dabei zwischen Beitragsdynamik und Leistungsdynamik. Beide sollen dir helfen, die Inflation, also den Kaufkraftverlust deines Geldes, auszugleichen. Wenn dir heute 2.000 € zum Leben reichen, wird das in 20 bis 30 Jahren nicht mehr der Fall sein, weil die Inflation dafür gesorgt hat, dass das Leben insgesamt teurer geworden ist.
Beitragsdynamik: Wenn du im Vertrag eine Beitragsdynamik vereinbart hast, erhöht sich dein monatlicher Beitrag zur BU jedes Jahr (oder je nach Vereinbarung und je nachdem, ob du die Dynamik in einem Jahr ausschaltest oder nicht). Im Gegenzug erhöht sich dann aber auch die BU-Rente, die du im Fall der Fälle bekommst.
Leistungsdynamik: Sie ist vor allem dann wichtig, wenn du relativ jung und für längere Zeit berufsunfähig wirst. Aber wer weiß das schon. Die Leistungsdynamik sorgt dafür, dass sich deine BU-Rente jedes Jahr automatisch erhöht, wenn du bereits berufsunfähig bist. Diese Dynamik zu vereinbaren kostet natürlich etwas. Dein monatlicher Beitrag, der bei Abschluss der BU festgelegt wird, erhöht sich dadurch. Dein: Berater:in kann dir zeigen, wie hoch die Unterschiede sind.
Hier musst du gewissenhaft sein. Beantworte alle Fragen ehrlich. Auch deshalb ist eine gute Vorbereitung wichtig. Schließlich kann es passieren, dass man etwas vergisst oder sich nicht mehr genau erinnern kann. Dass du hier ehrlich bist, ist die Grundvoraussetzung dafür, dass dir die Versicherung im Fall der Fälle deine BU-Rente nicht streitig macht. Wenn du dir hier unsicher bist, lass dir von deinem Berater / deiner Beraterin helfen, nimm deine Patientenakte zur Hand und lies alles genau durch.
Deine Versicherung muss darauf verzichten. Die abstrakte Verweisung bedeutet, dass deine Versicherung dir die BU-Rente verweigern kann, wenn du in einem anderen, gleichwertigen Beruf weiterarbeiten könntest. Ähnlich wie es die Invalidenversicherung macht. Du bekommst also nur dann eine Rente, wenn du in keinem anderen Beruf mehr arbeiten kannst. Aber das ist genau das, was wir mit der BU vermeiden oder abdecken wollen. Es geht darum, dich für den Fall abzusichern, dass du deinen Beruf nicht mehr oder nur noch teilweise ausüben kannst.
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An dieser Stelle möchten wir einige Hinweise geben, die für dich als Grenzgänger relevant sein können.

Was passiert mit meiner Krankenversicherung, wenn ich arbeitsunfähig werde? Diese Frage ist vor allem für diejenigen interessant, die in der Schweiz gesetzlich versichert sind. In der Regel kannst du nur dann in der Schweiz versichert sein und bleiben, wenn du kein Einkommen aus Deutschland beziehst. Das ist z.B. auch für angehende Rentner:innen relevant. Wenn diese auch eine Rente aus Deutschland beziehen, müssen sie sich ab diesem Zeitpunkt auch in Deutschland krankenversichern. In Bezug auf die Kosten ist dies in der Regel ein Nachteil.
Ähnlich verhält es sich mit der Arbeitsunfähigkeit. Bist du nicht nur berufsunfähig, sondern auch erwerbsunfähig, dann hast du je nachdem Anspruch auf eine Invalidenrente aus der Schweiz und/oder auf eine Erwerbsminderungsrente aus Deutschland. Wenn du eine monatliche Erwerbsminderungsrente aus Deutschland erhältst, kannst du nicht in der Schweiz krankenversichert bleiben, sondern musst in eine deutsche Krankenversicherung wechseln. Das gilt aber nicht für eine BU-Rente, die du über eine eigene Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen hast. Wenn du also eine BU-Rente und gegebenenfalls auch eine IV-Rente aus der Schweiz beziehst, kannst du in der Schweiz krankenversichert bleiben.
Bei Abschluss der Versicherung entscheidest du, bis zu welchem Alter du dich absichern möchtest. Je länger du dich absichern willst, desto teurer wird die Versicherung. Denn je älter du wirst, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass du berufsunfähig wirst. Das Ende der Versicherung kann also einen großen Einfluss auf deinen monatlichen Betrag haben.
Die meisten Versicherungen bieten dir eine Versicherung bis 67 Jahre an, also bis zum gesetzlichen Rentenalter. Da das Rentenalter in der Schweiz derzeit bei 65 Jahren liegt, kann es sich lohnen, das Versicherungsende nach unten zu korrigieren. Hier ist aber Vorsicht geboten, denn wir wissen nicht, ob die aktuellen Reformbestrebungen in der Schweiz dazu führen, dass das Renteneintrittsalter hier in Zukunft angehoben wird. Außerdem kann es sein, dass du irgendwann wieder zu einem Arbeitgeber in Deutschland wechselst und dein reguläres Renteneintrittsalter dann ohnehin wieder bei 67 Jahren liegt. Diese Überlegungen solltest du mit einbeziehen.
Manche Versicherer lassen bei einer Anpassung des gesetzlichen Renteneintrittsalters auch eine Vertragsverlängerung zu gleichen Konditionen zu. Das gilt aber meistens nicht für die Erhöhung des Rentenalters in der Schweiz, sondern in Deutschland. Lass dies von deinem Berater / deiner Beraterin prüfen.
Bei zusätzlicher Krankentagegeldversicherung
Achte auch darauf, ob und welche Krankentaggeldversicherung dein Arbeitgeber für dich abgeschlossen hat. Denn wenn diese dir für weitere 2 Jahre ca. 80% deines Gehaltes zahlt, reicht dir das vielleicht als Sicherheit und du kannst ein Vertragsende vor dem 65. Lebensjahr wählen und so deinen monatlichen Beitrag deutlich senken. Aber auch hier gilt: Wenn du den Arbeitgeber wechselst, kann es sein, dass du keine Krankentagegeldversicherung mehr hast oder eine mit schlechteren Konditionen.
Was ist, wenn du Krankentagegeld von deiner Versicherung bekommst und gleichzeitig eine BU-Rente? Oder wenn man eine BU-Rente und eine Invalidenrente bezieht? Werden die Renten dann zusammengerechnet und gegebenenfalls gekürzt?
In Deutschland ist es so: Wenn du aus einer Versicherung eine BU-Rente und zusätzlich eine Erwerbsminderungsrente beziehst, werden die Leistungen nicht gekürzt. Auch dann nicht, wenn du dadurch im Alter mehr hast als vorher, als du noch Gehalt bezogen hast. Dieses sogenannte „Bereicherungsverbot“ gibt es hier also nicht. Und das gilt auch, wenn du Leistungen aus schweizerischen Versicherungen (Krankentaggeld oder IV) beziehst. Wenn dein BU-Versicherungsvertrag eine Klausel enthält, wonach im BU-Fall noch einmal geprüft wird, ob das Verhältnis zwischen der vereinbarten BU-Rente und deinem früheren Gehalt angemessen ist, kann die Versicherung zwar durch diese „Hintertür“ deine BU-Rente kürzen. Dann muss sie dir aber auch die zu viel gezahlten Leistungen zurückerstatten. Unser Tipp an dieser Stelle: Lass deinen Berater oder deine Beraterin prüfen, ob es eine solche Klausel gibt. Und vor allem: achte selbst darauf, ob die Höhe deiner BU-Rente angemessen ist und zu deinem Gehalt passt. Denn wenn du z.B. eine Beitragsdynamik vereinbart hast und diese dazu führt, dass du im Laufe der Zeit „überversichert“ bist, dann zahlst du zu viel und hast für den wünschenswerten Fall, dass du nie berufsunfähig wirst, richtig Geld verbrannt.
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Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist eine wichtige und existenzsichernde Versicherung. Die richtige BU und die Kosten sind wichtig, aber letztlich zweitrangig. Wichtiger sind eine gute Vorbereitung und Beratung.
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Quellen:
https://www.gesetze-im-internet.de/vvg_2008/__172.html
https://www.seco.admin.ch/seco/de/home/Arbeit/Personenfreizugigkeit_Arbeitsbeziehungen/Arbeitsrecht/FAQ_zum_privaten_Arbeitsrecht/verhinderung-des-arbeitnehmers-an-der-arbeitsleistung.html#:~:text=Regelung%20gem%C3%A4ss%20OR%3A,als%20drei%20Monate%20eingegangen%20wurde.
https://aktuar.de/politik-und-presse/aktuar-aktuell/Documents/Aktuar%20Aktuell%20Nr.44.pdf